Warum

Datum: 1/2012
Fotos: Tim Möller-Kaya

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Oma, was habt ihr früher gespielt?

Oma Marianne Winkler erzählt von Kinderspielen zwischen „Himmel und Hölle“ und „Kibbel-Kabbel“

Als Kind habe ich vor allem mit den Mädchen und Jungen aus der Nachbarschaft gespielt – auf dem Hof, im Garten oder auf der Straße, die war ja damals noch nicht asphaltiert. Und es gab keine Autos. Erst Ende der 50er Jahre hatte der erste Nachbar ein kleines Goggomobil, das war zu der Zeit schon etwas ganz Tolles.
Als wir etwas älter waren, Ende der 50er-Jahre, da war es Sitte, dass sich nach dem Abendbrot alle noch einmal draußen trafen. Das fand ich immer sehr schön. Dann hat man erzählt, was am Tag so los war oder hat noch eine Runde Gummitwist, Springseil, Himmel und Hölle oder Ball gespielt. Ein Spiel, das wir besonders gern mochten, war Kibbel-Kabbel. Dafür wurde ein Stock mit zwei angespitzten Enden auf den Boden gelegt. Das war der Kibbel. Schlug man dann mit einem zweiten Stock, dem Kabbel, auf das spitze Ende des Kibbel, flog dieser in die Luft. Dort wurde er mit möglichst vielen weiteren Schlägen gehalten – bis man ihn so weit wie möglich weg schlug oder schleuderte. Die Anzahl der Schläge wurde dann mit der Anzahl der geflogenen Meter multipliziert, die wir in Schritten maßen. Bei vier Schlägen in der Luft und 20 Schritten Entfernung hat man also 80 Punkte gutgeschrieben bekommen.
Ich war auch gern allein im Garten. Wir hatten hinter dem Haus einen großen Nutzgarten. Da stand alles voll mit Kartoffeln, Karotten, Kohlrabi und so weiter. Wir waren acht Personen, die verpflegt wer- den mussten. In meinem eigenen kleinen Garten habe ich Sonnenblumenkerne und andere kleine Pflanzen gezogen. Ich durfte aber auch mithelfen: Bohnen aus- pulen und die Wege zwischen den Beeten harken. Und wir hatten Hühner, die ich füttern durfte, und Hasen, für die habe ich Löwenzahn gestochen. Im Gar- ten standen Apfelbäume und ein Baum mit Süßkirschen. Den mochte ich am liebsten. Wegen der riesengroßen Kirschen und weil wir gern darunter im Gras saßen. Die Bäume waren aber auch gute Zeltplätze. Wir haben oft tagsüber Wolldecken zwischen ihre Äste gebun- den und darunter ein Picknick gemacht oder ‚Mutter und Kind’ gespielt.
Mein Lieblingsspielzeug waren nämlich Puppen. An meine Lieblingspuppe erinnere ich mich noch genau. Sie hieß Ingrid, weil ich den Namen damals so schön fand. Für sie hätte ich so gern einen Puppenwagen gehabt. Doch bei drei Mädchen war das nicht so einfach. Drei Puppenwagen konnten wir uns nicht leisten und hätten wir uns einen Wagen teilen müssen, hätte es nur Ärger gegeben. Also haben unsere Babys in Schuhkästen geschlafen – auf gepolsterten Kissen und unter kleinen Decken, die unsere Mutter genäht hatte.
Am Strand waren wir als Kinder höchstens einmal die Woche. Der war zu Fuß ja eine Stunde weit weg. Und ein Fahrrad habe ich erst mit 12 Jahren bekommen. Ich hatte einen Roller. Aber wenn man dann schon zur Schule geht, will man damit ja auch nicht mehr fahren.